Chronik der Pegnitztaler Sänger und Musikanten
Zum Beginn des Jahres 1946 gründeten drei Mitglieder des Gebirgstrachtenvereins "D'Wallbergler" eine Gesangsgruppe. Genauer gesagt: ein Jodlertrio – die "Wallbergler-Buam".
Die Gründer waren die Brüder Franz und Heinrich Burmester sowie Alfred Pabst, der auch die Leitung der Gruppe übernahm. Instrumental begleitet wurden die Sänger anfänglich von Fritz Hahn (Zither), Willi Burmester (chromatische Knopf-Harmonika) und – aushilfsweise – Walter Burmester ([Sohn Franz Burmesters] ebenfalls chromatische Knopf-Harmonika). Willi Burmester stand den Sängern auch als Ersatzmann zur Verfügung, da sein Vater Franz, bedingt durch ungünstige Dienstzeiten bei der Deutschen Reichsbahn, häufig nicht mitwirken konnte.
Im April 1946 trat das Jodlertrio im Nürnberger Opernhaus anläßlich des ersten Heimatabends der "Gauvereinigung links der Donau"2 recht erfolgreich ins Licht der Öffentlichkeit. An diesen Erstlingserfolg reihten sich so manche Verpflichtungen, die den Ruf der Gruppe mehrten und ihr Anerkennung selbst in den Hochburgen der Volksmusik, wie dem bayerischen Oberland und dem benachbarten Österreich einbrachten.
Mitte 1947 stieß, nach Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft, Fritz Hausmann (Baß) zu der Gesangsgruppe, so daß diese nunmehr vierstimmig besetzt war. Allerdings währte die Zugehörigkeit Fritz Hausmanns nur bis zu dessen Berufung als Chorleiter des "Männergesangsvereins Nbg.-Gleißhammer" im Jahre 1949. Die vakante Stimme sollte erst 1956 durch Alois Hösl wiederbesetzt werden können.
Auch in der musikalischen Begleitung der Sänger trat zwischenzeitlich ein Wechsel ein. So wurde Fritz Hahn an der Zither von Ludwig Hatz abgelöst, der dieses Amt in den Jahren 1948/49 innehatte. Im Anschluß daran war diese Stelle, bis zum Eintritt Ludwig Götters, im Jahre 1957, verwaist.
Parallel zu den "Alten", beschloß man Ende 1947 ein junges Gesangstrio aufzubauen. Die "Jungen", das waren Kurt Meyer (1. Tenor) sowie die Brüder Willi (2. Tenor) und Walter Burmester (Bariton). Bedingt durch die Auswanderung Kurt Meyers in die Vereinigten Staaten, wurde Ende 1948 Georg Polster aus der Jugendgruppe des Trachtenvereins hinzugeholt. Allerdings war diesem "Junioren-Trio" kein allzu langer Bestand beschieden, da Willi Burmester seit geraumer Zeit seinen Vater Franz, den eine heimtückische Krankheit ergriffen hatte, nunmehr ständig beim Singen in der "Seniorengruppe" vertreten mußte. Insofern führte diese Doppelbelastung mittelbar zur frühzeitigen Auflösung des jungen hoffnungsvollen Trios.
Am 18.05.1955 verstarb nach langer Krankheit der Mitbegründer der Gesangsgruppe: Franz Burmester.
Nach zehn Jahren erfolgreichen Singens trat erstmals beim Vereinigungsfest der "Gauvereinigung links der Donau e. V." in Würzburg im Juni 1956 ein Glockenspiel, ausgeführt von Willi und Heinrich Burmester sowie Alfred Pabst (von Walter Burmester auf dem Akkordeon begleitet), quasi als Vorstufe der noch zu gründenden Musikgruppe, auf. Ein Jahr später erfolgte sodann die Gründung der besagten Volksmusikgruppe mit Ludwig Götter an der Zither, Walter und Willi Burmester (Harmonika), Alfred Pabst (Kontrabaß) und Alois Hösl (Hackbrett).
Ein Schlüsselerlebnis für die Gruppe dürfte wohl die Begegnung mit dem legendären „Kiem Pauli“ aus Kreuth am Tegernsee gewesen sein. Dieser gab ihr manch guten Rat – nicht zuletzt den, doch auch fränkisches Liedgut und Musik zu pflegen. Sein Notenmaterial trug zum Start und späteren Gelingen dieses Vorhabens bei.
Im Januar 1960 erfolgte die erste3 Rundfunkaufnahme mit ausnahmslos fränkischem Liedgut beim Bayerischen Rundfunk – Studio Nürnberg (heute Studio Franken). Allerdings wurde die Gruppe nicht namentlich erwähnt, da der bis dato geführte Name, "Wallbergler-Buam", oberbayrische Wurzeln vermuten ließ und dies anscheinend damals (wie heute) für eine im fränkischen Raum ansässige Gruppe nicht „ziemend“ erschien. In den kommenden Jahren werden – dann jedoch unter dem Namen "Pegnitztaler Sänger und Musikanten" – noch viele Rundfunk- , Fernseh-, Schallplatten- und CD-Aufnahmetermine folgen.
Die Beschaffung bodenständiger Tracht und die Pflege fränkischen Lied- und Musiziergutes gaben 1961 Anlaß für die Umbenennung der "Wallbergler Buam" in die "Pegnitztaler Sänger und Musikanten".
Durch den Beitritt der Klarinettisten Georg Süß und Ludwig Thomas (beide aus der "Blaskapelle Lukas" kommend) erfuhr die Musikgruppe 1961 eine weitere klangvolle Bereicherung. Georg Süß vermochte auch durch gesangliche Qualitäten zu überzeugen und trat deshalb in der Gesangsgruppe an die Stelle des mittlerweile ausgeschiedenen Basses Alois Hösl.
Im Mai 1965 stieß die sog. "Schrammelmusik" des Trachtenvereins "Schlierseer" zum – mittlerweile ebenfalls umbenannten – Trachtenverein "Wallbergler-Pegnitztaler Nbg. e. V." (vormals D’Wallbergler) hinzu. Aus dieser Schrammelmusik wechselten im Laufe der Zeit Hans Seitz (Zither) und Arthur Fraas (Akkordeon) zu den "Pegnitztaler Sängern und Musikanten" über. Sie lösten dort ab 1968/69 Ludwig Götter bzw. Walter Burmester ab.
Durch das plötzliche Ableben (zweiter Herzinfarkt) des bis dato die Stelle des Musik- und Gesangsleiters innehabenden Alfred Pabst am 29.01.76 gingen weitere Veränderungen in der Besetzung einher. So übernahm Georg Polster ab November 1975 den Part des ersten Tenors anstelle des Verstorbenen. Sein Sohn Helmut (Mitglied bei der Gruppe seit Januar 1976) löste Arthur Fraas auf der Harmonika ab und mußte nach dem Ableben Heinrich Burmesters ( 30.11.1982) dessen dritte Stimme als Bariton in der Gesangsgruppe ersetzen. Dies hatte wiederum zur Folge, daß Günter Burmester ([Sohn Walter Burmesters] Akkordeon/zeitweise Hackbrett) ab 1981 Helmut Polster in dessen Eigenschaft als Gesangsbegleiter ablöste. Infolge ungünstiger Arbeitszeiten währte die Mitgliedschaft Günter Burmesters bei der Gruppe allerdings nicht allzulange.
Da Alfred Pabst – wie oben erwähnt – auch die Leitung der Gruppe innehatte, mußte diese Position nach seinem Tod ebenfalls besetzt werden. Willi Burmester, der die Funktion seit September 1975 (erster Herzinfarkt Pabsts) kommissarisch ausübte, übernahm dieses Amt in der Folgezeit fest, ehe er die Aufgabe ab Januar 1985 auf Helmut Polster übertragen sollte.
Im November 1977 konnte dann mit Werner Weichselbaumer in der Geschichte der Pegnitztaler Sänger und Musikanten eine Gitarrenbegleitung zum Klangkörper hinzugewonnen werden.
Nicht unerwähnt bleiben sollen auch die Intermezzi der Bassisten Adam Bauernschmidt (Kontrabaß und Tuba) und Nikolaus ("Nickl") Burghardt (Tuba), die sich liebenswerterweise in dieser schwierigen Zeitphase der Musikgruppe als Ersatz für den verstorbenen Alfred Pabst aushilfsweise zur Verfügung stellten, bis diese Lücke ab Mai 1979 durch Franz Burmester (Sohn Willi Burmesters) geschlossen werden konnte.
Durch das krankheitsbedingte Ausscheiden des Klarinettisten Ludwig Thomas 1980 ( 19.05.1984), waren die Musikanten abermals gezwungen, sich neu zu formieren. In einer Übergangsphase gab es de facto zwei Musikgruppen: Eine Stubenmusik in der Besetzung Zither (Hans Seitz), Gitarre (Werner Weichselbaumer), Baß (Franz Burmester), Akkordeon (Helmut Polster), und eine "Tanzlmusi" mit Klarinette (Georg Süß), Akkordeon (wie oben), Baß (dto.), Gitarre (dto.).
Ab Oktober 1983 konnte die "Abteilung Klarinetten" durch den Beitritt Klaus Krügels nach längerer Zeit wieder erstarken. Desweiteren übernahm Vorgenannter ab 1993 von Willi Burmester die Stimme des zweiten Tenors.
Für ihr langjähriges Engagement und besondere Verdienste hinsichtlich der Volksmusik wurde der Gruppe im Jahre 1991 der Anerkennungspreis der „Hanns-Seidel-Stiftung“ in Kloster Banz verliehen.
Im Sommer des Jahres 1996 konnte Bodo Meyer für die Gruppe hinzugewonnen werden, der als Bariton in der Gesangsgruppe an die Stelle Helmut Polsters trat.
Über eine im Spätsommer 1998 im Mitteilungsheft der ARGE-Mfr.4 erschienenen Anzeige erfolgte sodann der Kontakt zu Gerhard Schopf. Mit dessen Beitritt war die "Abteilung“ Klarinetten endlich (seit dem Rückzug Georg Süß’ im Jahre 1992) wieder zweistimmig besetzt.
Alters- und krankheitsbedingt haben sich in den 90er Jahren die Gruppenmitglieder Hans Seitz (1991), Georg Süß (1992) und Willi Burmester (1995) aus den aktiven Reihen zurückgezogen. Im Februar 1999 entschloß sich Bodo Meyer – schweren Herzens –, zugunsten seiner neugegründeten Familie, eine gesangliche Auszeit zu nehmen.
Mit dem Weihnachtskonzert, am 24.12.2003 in der Nürnberger Sebalduskirche, beendete sodann Georg Polster seine aktive Zeit bei der Gruppe und übergab an Reinhold Beer, der bereits im Frühjahr des Jahres 2003 als potentieller Nachfolger Georg Polsters im Bereich Erste Stimme für die Gruppe gewonnen werden konnte und von seinem Vorgänger Schritt für Schritt an seine neue Aufgabe herangeführt wurde.
Die Pegnitztaler Sänger und Musikanten – das sind derzeit: Reinhold Beer (Gesang), Franz Burmester (Baß), Klaus Krügel (Klarinette und Gesang), Helmut Polster (Akkordeon und Gesang), Gerhard Schopf (Klarinette), Werner Weichselbaumer (Gitarre) – zählen heute mit ihrem 60jährigem Bestehen zu den ältesten Volksmusikgruppen Frankens. In der Tradition ihrer Altvorderen stehend, ist es das Bestreben der derzeitigen Gruppenmitglieder, den Namen der Gruppe durch gesangliches und musikalisches Wirken noch möglichst lange am Leben zu erhalten und ihren Zuhörern weiterhin viele schöne Stunden zu bereiten.
Für die Pegnitztaler Sänger und Musikanten: Helmut Polster
Fürth, im Januar 2006
Nachtrag: Die Pegnitztaler Sänger und Musikanten haben im Jahre 2012 beschlossen, bis auf Weiteres von öffentlichen Auftritten abzusehen – Auftritte im Rahmen von Veranstaltungen des Trachtenvereins “Wallbergler-Pegnitztaler” bleiben davon unberührt.
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1 Eigentlich bestand schon – wenn auch in vergleichsweise loser Form – eine namenlose Vorgängergruppe, die in den Jahren 1943/44 als Gesangstrio (Ludwig Lukas [Gruppenleiter und 1. Tenor], Franz Burmester [2. Tenor] und Heinrich Burmester [Bariton]) bei div. Mai-, K.-d.-F.- und NSDAP-Veranstaltungen auftrat. Durch die Einberufung Heinrich Burmesters im September 1944 und Franz Burmesters im Oktober des gleichen Jahres zum Militär kamen die Aktivitäten zum Erliegen.
2 Es handelt sich dabei um die damalige Dachorganisation der Trachtenvereine in Nordbayern.
3 Eigentlich erfolgte die erste Aufnahme beim Bayerischen Rundfunk – Studio Nürnberg (damals noch im ehemaligen Postgebäude an der Allersberger Str.) bereits 1951. Wie sich jedoch in der Folgezeit herausstellen sollte, war das Senden oberbayrischen Liedgutes (um solches handelte es sich bei der besagten Aufnahme) durch einen fränkischen Sender – zumindest aus "Münchener Sicht" (gemeint ist die vorgesetzte Intendanz in München) – nicht erwünscht, so daß die Aufnahme nie ausgestrahlt wurde.
4 Es handelt sich dabei um die "Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik Bezirk Mittelfranken e.V." Das ist ein 1977 gegründeter Verein mit Sitz in Nürnberg, der allen, die sich der traditionellen fränkischen Volksmusik verbunden fühlen, ein Zentrum und eine Anlaufstelle sein will.
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